Obrigada, Sao Paulo.
Schon sitze ich wieder am Flughafen und neben mir spielt ein Junge mit seinem Radio. Die Kinder haben eine kurze Aufmerksamkeitsspanne, alle 20 Sekunden wechselt er den Sender… so kriege ich noch ein Potpourri der brasilianischen Radiosender vorgespielt.
Eine Woche Sao Paulo ist schnell vergangen. Von der Stadt habe ich leider nicht viel gesehen, aber ein paar nette Menschen habe ich im Büro kennen gelernt und mich manchmal gewundert, wie “anders” und doch sehr ähnlich das Leben hier ist. Es ist hier sehr sauber und auch die Menschen achten sehr auf Reinlichkeit. Die Schuhe sind picobello geputzt, das Hemd gebügelt und nach dem Mittagessen laufen alle (auch die Männer!) mit ihrem Waschtäschchen zur Toilette. Zähne putzen, Mundspülung, Deo nachlegen, Haare kämmen. Sehr lustig. Aber die Toiletten sind auch etwas angenehmer gestaltet, mit Blümchen und es gibt Spender für Zahnseide und Listerine Mundspülung.
Im ganzen Bürogebäude sind Wasserspender aufgestellt, ist ja auch sehr heiß hier und man muss viel trinken, aber die Becher, die man dazu nimmt sind so groß wie ein Fingerhut und so dünn, dass man fast alles verschüttet, wenn man ein Gromo ist, wie ich. Wie oft soll man denn da zum Spender laufen??? Habe mir eine große Plastikflasche mitgenommen, die ich am Spender gefüllt habe, fanden trotzdem alle komisch, dass ich nicht die Puppenbecherchen zum Trinken nehme. Habe gefragt, an der Menge liegt es nicht…
Essen. Auf diesem Gebiet sind die Brasilianer Champions! Es wird den ganzen Tag über das Essen gesprochen und es wird auch viel gegessen. Besonders Fleisch. Viel FLEISCH. Wir waren in jeder Mittagspause in einem anderen Lokal. Und man hat Zeit, man schlendert gemütlich (der Hitze wegen) und nach dem Essen geht es noch kurz ins Cafe auf einen Kaffee und was Süßer. Sehr beliebt sind hier die Restaurants mit Büffet, in denen das Essen gewogen wird. Man kann sich von allem aufschaufeln (und es gibt wirklich viel Verschiedenes) und meistens noch eine Brutzelecke, in der 3 Männer schwitzend vorm Grill stehen und Fleischbrocken wenden. So lassen sich die Kollegen pro Teller so 6-8 Stück Fleisch anreichen. Mittwoch und Samstag sind Feijoada Tage. Viel Fleisch wird einige Stunden mit schwarzen Bohnen zu einem Eintopf verkocht, dazu gibt es alles Mögliche, Reis, Wirsing, Maniokmehlpulver (Farofa), Salat und äh, Fleisch. Dieses Gericht verspeist man am liebsten in “All you can eat”-Restaurants, damit man sich ordentlich satt essen kann. In den Restaurants gibt es gleich am Eingang ein Mini-Caipirinha aus den Fingerhutbechern. Für die Verdauung. Danach schleppt man sich zurück ins Büro und betont, dass nun der Tag nicht mehr viel bringt, weil man erstmal verdauen muss. War übrigens ganz lecker und wir haben trotzdem noch eine Risikoanalyse geschafft… Nun zu den Kuchen und Desserts. Ein Brigadeiro zum Kaffee muss sein. Sieht aus wie eine Rumkugel, ist aber keine. Innen ist sie sehr weich und besteht hauptsächlich aus gezuckerter Kondensmilch, Butter und Kakao. Das werde ich in Deutschland mal probieren, soll nicht so schwer sein. Diese Kugeln gibt es in allen möglichen Varianten. Schleckermäulchen finden hier das Paradies, die Auswahl ist gigantisch.
Apropos Essen, das gute Essen sieht man den Leuten auch an. Es gibt sehr viele sehr schöne Frauen hier (schick und gepflegt), aber sie haben keinesfalls alle Modelmaße. Ich würde eher sagen, die Damen hier haben alle einen ordentlichen Boppes. Das ist wohl auch ein Problem beim Klamotten Shoppen, denn es gibt nur P (petit – klein), M (medium – mittel) und G (gordo – groß). Größe G liegt so bei 40, daher bleibt vielen Ladies nur die Leggins. Die Männer sind übrigens auch ganz ansehnlich, tragen aber meistens ein Bäuchlein vor sich her. Es wundert mich nicht. Aber genug der Pauschalaussagen.
Ich hoffe, die vielen Flugstunden vergehen schnell und ich hoffe auch, dass ich dieses Land demnächst nochmal besuchen kann und es ein wenig besser kennen lerne. Obrigada, Sao Paulo.