08 Mar

Obrigada, Sao Paulo.

Schon sitze ich wieder am Flughafen und neben mir spielt ein Junge mit seinem Radio. Die Kinder haben eine kurze Aufmerksamkeitsspanne, alle 20 Sekunden wechselt er den Sender… so kriege ich noch ein Potpourri der brasilianischen Radiosender vorgespielt.

Eine Woche Sao Paulo ist schnell vergangen. Von der Stadt habe ich leider nicht viel gesehen, aber ein paar nette Menschen habe ich im Büro kennen gelernt und mich manchmal gewundert, wie “anders” und doch sehr ähnlich das Leben hier ist. Es ist hier sehr sauber und auch die Menschen achten sehr auf Reinlichkeit. Die Schuhe sind picobello geputzt, das Hemd gebügelt und nach dem Mittagessen laufen alle (auch die Männer!) mit ihrem Waschtäschchen zur Toilette. Zähne putzen, Mundspülung, Deo nachlegen, Haare kämmen. Sehr lustig. Aber die Toiletten sind auch etwas angenehmer gestaltet, mit Blümchen und es gibt Spender für Zahnseide und Listerine Mundspülung.

Im ganzen Bürogebäude sind Wasserspender aufgestellt, ist ja auch sehr heiß hier und man muss viel trinken, aber die Becher, die man dazu nimmt sind so groß wie ein Fingerhut und so dünn, dass man fast alles verschüttet, wenn man ein Gromo ist, wie ich. :) Wie oft soll man denn da zum Spender laufen??? Habe mir eine große Plastikflasche mitgenommen, die ich am Spender gefüllt habe, fanden trotzdem alle komisch, dass ich nicht die Puppenbecherchen zum Trinken nehme. Habe gefragt, an der Menge liegt es nicht…

Essen. Auf diesem Gebiet sind die Brasilianer Champions! Es wird den ganzen Tag über das Essen gesprochen und es wird auch viel gegessen. Besonders Fleisch. Viel FLEISCH. Wir waren in jeder Mittagspause in einem anderen Lokal. Und man hat Zeit, man schlendert gemütlich (der Hitze wegen) und nach dem Essen geht es noch kurz ins Cafe auf einen Kaffee und was Süßer. Sehr beliebt sind hier die Restaurants mit Büffet, in denen das Essen gewogen wird. Man kann sich von allem aufschaufeln (und es gibt wirklich viel Verschiedenes) und meistens noch eine Brutzelecke, in der 3 Männer schwitzend vorm Grill stehen und Fleischbrocken wenden. So lassen sich die Kollegen pro Teller so 6-8 Stück Fleisch anreichen. Mittwoch und Samstag sind Feijoada Tage. Viel Fleisch wird einige Stunden mit schwarzen Bohnen zu einem Eintopf verkocht, dazu gibt es alles Mögliche, Reis, Wirsing, Maniokmehlpulver (Farofa), Salat und äh, Fleisch. :) Dieses Gericht verspeist man am liebsten in “All you can eat”-Restaurants, damit man sich ordentlich satt essen kann. In den Restaurants gibt es gleich am Eingang ein Mini-Caipirinha aus den Fingerhutbechern. Für die Verdauung. Danach schleppt man sich zurück ins Büro und betont, dass nun der Tag nicht mehr viel bringt, weil man erstmal verdauen muss. War übrigens ganz lecker und wir haben trotzdem noch eine Risikoanalyse geschafft… :) Nun zu den Kuchen und Desserts. Ein Brigadeiro zum Kaffee muss sein. Sieht aus wie eine Rumkugel, ist aber keine. Innen ist sie sehr weich und besteht hauptsächlich aus gezuckerter Kondensmilch, Butter und Kakao. Das werde ich in Deutschland mal probieren, soll nicht so schwer sein. Diese Kugeln gibt es in allen möglichen Varianten. Schleckermäulchen finden hier das Paradies, die Auswahl ist gigantisch.

Apropos Essen, das gute Essen sieht man den Leuten auch an. Es gibt sehr viele sehr schöne Frauen hier (schick und gepflegt), aber sie haben keinesfalls alle Modelmaße. Ich würde eher sagen, die Damen hier haben alle einen ordentlichen Boppes. Das ist wohl auch ein Problem beim Klamotten Shoppen, denn es gibt nur P (petit – klein), M (medium – mittel) und G (gordo – groß). Größe G liegt so bei 40, daher bleibt vielen Ladies nur die Leggins. Die Männer sind übrigens auch ganz ansehnlich, tragen aber meistens ein Bäuchlein vor sich her. Es wundert mich nicht. Aber genug der Pauschalaussagen. :)

Ich hoffe, die vielen Flugstunden vergehen schnell und ich hoffe auch, dass ich dieses Land demnächst nochmal besuchen kann und es ein wenig besser kennen lerne. Obrigada, Sao Paulo.

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05 Mar

Es ist heiß…

… hier in Brasilien. Heute war die frische Brise verschwunden, die gestern noch da war und schon morgens im Sao Paulo Stau in einem Auto ohne Klimaanlage war ich so richtig schön durchgeschwitzt, im Vollanzug. Die Kollegen hätten ruhig sagen können, dass der Dresscode nicht so formal ist. Naja, das war der ultimative Test für Rexona Shower Fresh und Rexona hat diesen Test bestanden! :)

Ich war überrascht, dass die Brasilianer so entspannt in ihrem Stau standen. Kein Gehupe, auch nicht, wenn man jede Lücke nutzt, an den anderen vorbei fährt und sich vorne wieder reindrängelt. Respekt.

Gestern Abend wurde ich in ein Top-Restaurant ausgeführt, welches sich auf der Dachterrasse eines Hotels befindet, von dem man einen Rundumblick auf die Stadt hat. Sao Paulo ist riiiiieeesig! Häuser, Menschen, Autos… unglaublich. Nach dem Essen habe ich noch eine Rundfahrt durch das Stadtzentrum genießen können, obwohl mir manchmal etwas mulmig wurde, wenn zu viele Obdachlose an den Straßenecken lungerten und mein Kollege nur sagte “I will keep moving, I feel uncomfortable stopping at the red light” und so jede rote Ampel überfuhr, damit uns nichts passieren konnte. :) Das Stadtzentrum ist eine wilde Mischung aus verschiedenen Architektur-Stilen: schick und neu neben heruntergekommen, Favela oder liebevoll restaurierten Kolonialbauten. Alles so dicht beisammen! Ich frage mich, wie die Leute damit umgehen, dass sie zwar in einer teuren Wohnung leben, aber abends nicht auf die Straße gehen können. Apropos teuer: Sao Paulo ist die teuerste Stadt, in der ich je war. Vergiss Paris, München oder Genf! Das edle Abendessen gestern hat pro Person 150 Euro gekostet und selbst ein “normales” Mittagessen in Form eines Sandwichs mit Softdrink kostet ca. 15 Euro. Die Miniflasche Wasser in der Hotel-Minibar gibt es für schlappe 3,50 Euro. Und dabei verdienen die meisten Leute mit Dienstleistungs-Jobs nur 300 Euro im Monat. Wie passt das zusammen? Sao Paulo ist eine Stadt der Gegensätze und ein spannendes Abenteuer. Die Einwohner sind sehr stolz auf ihre Stadt und lieben sie trotz der vielen Probleme, die ihnen bewusst sind. Alle freuen sich auf die Fußball-Weltmeisterschaft nächstes Jahr und mein Kollege sagte schon, an den Tagen, an denen Spiele stattfinden, bleibt das Büro geschlossen. :)

Die geschäftlichen Kontakte hier sind angenehm locker und trotzdem ergebnisorientiert. Es gibt allerdings keine steife Agenda, die verfolgt wird und dennoch hat man am Ende vom Tag was geschafft. Für Meetings, die außerhalb des Bürogebäudes stattfinden, vereinbart man Termine wie “zwischen 14:00 und 15:00”, da man ja nicht weiß, wie lange man im Stau steht. Und im Parkhaus wird man in seiner Parklücke von den Valet-Parkern einfach zugeparkt, es liegt ne Nummer auf dem Dach, man hupt, der Park-Mann kommt angerannt und fährt zur Seite.

Der Vorort Alphaville, in dem mein Hotel steht, wurde erst in den 70er Jahren mitten in den Dschungel gebaut. Jetzt leben hier ca. 70000 Menschen, meistens in abgeschlossenen Wohnsiedlungen mit Tor und Schranke und Wachmann (gated communities).

03 Mar

Bom dia aus Sao Paulo!

Oh je, hier war wieder jemand faul und hat ein paar Einträge vergessen… Bali war noch bis zum Ende toll und danach gab es noch eine Wandertour durch die sächsische Schweiz mit einmaligen Ausblicken, dessen 2. Teil dieses Jahr im Mai stattfindet.

Aber zur aktuellen Situation: ich habe es endlich nach Südamerika geschafft! :) Ich bin geschäftlich in Brasilien und zwar in Sao Paulo. Im Gegensatz zum deutschen kalten Schmuddelwetter sind es hier 29 Grad und Sonnenschein. Hurra!

Ein wenig mulmig war mir schon, als ich hörte, dass ich allein nach Sao Paulo fahren soll, man hört ja über die Stadt viel Schlechtes. Aber bisher ist es eine schöne Erfahrung. Wenn man mal den Flug weglässt… 20 Stunden in der Economy Class eingepfercht und neben mir so ein Muskelmann, der die Hälfte von meinem Sitz noch mit beansprucht hat. Das Essen bei Air France ist auch nicht so der Hit, aber ich habe es geschafft. Am Flughafen war es nochmal spannend, aber nach etwas Herumirren habe ich den Taxistand gefunden und schon war ich auf dem Weg nach Alphaville, einem Vorort von Sao Paulo. Die Fahrt dauerte ewig und Sao Paulo scheint einfach riesig groß zu sein. Immer wieder Gruppierungen von Hochhäusern, Lagerhallen, Shopping Centern und auch an ein paar ärmlicheren Siedlungen kamen wir vorbei.

Ich habe mich vorher ein wenig informiert, um nicht alle Nase lang in Fettnäpfchen zu treten und so herausgefunden, dass man sich hier in der Öffentlichkeit auf keinen Fall die Nase putzen darf, da dies als respektlos betrachtet wird. Ein regelmäßiges Nase-Hochziehen dagegen ist aber sozial akzeptiert. Hhmmm, als gut erzogene Deutsche mit einer noch nicht ganz überstandenen Erkältung war dies schon eine große Herausforderung. Ich hoffe nur, dass die Nase ab morgen Ruhe gibt, damit ich mich nicht alle halbe Stunde aus dem Meeting verabschieden muss, damit ich mir auf dem Klo die Nase putzen kann. Ich finde, dass Hochziehen auch nicht wirklich hilft, oder? Der Rotz löst sich ja nicht in Luft auf. Nun ja, schauen wir mal. (Ach, und im Flugzeug, das auf 11 Grad gekühlt war und die Stirnhöhlen schön eisgefönt hat, waren mir die Befindlichkeiten der anwesenden Brasilianer egal, was raus muss, muss raus… so.)

Heute ist ja Sonntag, also noch ein Tag Schonfrist… Ich habe erstmal einen Spaziergang gemacht, um Geld zu holen und die Gegend zu erkunden. Herrlich, diese warmen Sonnenstrahlen. Leider ist hier sonntags nicht viel los. Ca. 10 Drogerien im Umkreis von 500 m haben geöffnet und sonst ist alles zu. Bei einer Tankstelle gab es ein kleines Kaffee, das ca. 100 verschiedene süße Stückchen im Angebot hatte. Auch der Kaffee ist bepp-süß, aber das bringt ja in Schwung. Habe übrigens meine Sonnenbrille vergessen und in ein paar Drogerien danach gesucht, aber leider kommt man hier mit Englisch nicht weit und nachdem der Verkäufer sich von Bandagen (habe auf meine Augen gezeigt) über Protein-Shakes (habe nachdem “sunglasses” nicht verstanden wurde “shades” gesagt) bis zu Lesebrillen vorgearbeitet hatte, habe ich aufgegeben, ich glaube, Sonnenbrillen werden in brasilianischen Drogerien einfach nicht verkauft.

Jetzt werde ich mich gleich nochmal in die Sonne hocken und gegen Abend kommt ein brasilianischer Kollege und holt mich zum Abendessen ab. Ich bin gespannt, wie es weiter geht. :)