Titicaca-See – La Paz – Uyuni – San Pedro de Atacama
Den Titicaca-See haben wir uns von der peruanischen und der bolivianischen Seite angeschaut. Die Fahrt von Cusco nach Puno war sehr angenehm, in einem Comfort-Bus mit Wifi und riesigen Sitzen, die man fast waagerecht stellen konnte. Ich hatte die Pole Position ergattert, oben, ganz vorne rechts, Einzelplatz.
Als wir nach Puno reinfahren, sind wir etwas ernüchtert. Lauter unfertige Häuser ohne Putz starren uns aus den fensterlosen Augenhöhlen an. Das Zentrum ist klein, in 5 min hat man alles gesehen. Aber in der Nacht kam die Herausforderung. In Cusco hatten wir uns schon ganz gut an die Höhe gewöhnt, aber Puno liegt auf 3800m, das ist doch noch mal ne Nummer mehr als in Cusco. In der Höhe ist der Druck geringer und die Lunge kann aus dem Atem nicht mehr so viel Sauerstoff entnehmen, wie in niedrigeren Gefilden. Das heißt, jeder Schritt wird anstrengend und man selbst kurzatmig, wie eine 80-jährige. Der Körper stellt sich nur langsam darauf ein, indem er mehr rote Blutkörperchen produziert, die dann mehr Sauerstoff transportieren können. Bis dahin hat man Luftnot. Nachts ist das nicht sehr erfreulich. 😉
Nachdem alle die Nacht überlebt haben, geht es morgens raus auf den Titicaca-See, zu den Uros-Inseln. Diese Inseln sind aus Schilf selbstgebaut und schwimmen im See. Früher wohnten dort ca. 200 Eingeborene von und auf dem Wasser. Heute wohnen dort immer noch Familien, die sich aber durch den Tourismus finanzieren. Es ist alles sehr durchgetaktet, man wird singend begrüßt, erhält eine Einweisung in das Leben der Inselbewohner, dann kann man Fotos machen und soll etwas kaufen. Naja. Übrigens heißt der Titicaca-See so wie er heißt, weil Titi auf Quechua Puma heißt und Caca (eher schweizerisch kratzend cha-cha ausgesprochen) ist grau. Wenn man den See von oben oder auf der Karte anschaut, sieht man also einen grauen Puma. Die Bolivianos und die Peruaner ärgern sich gegenseitig damit, dass die Titi-Seite zum eigenen Land gehört und die Caca-Seite zum jeweils anderen.
Am Nachmittag verabschieden wir uns dann von Perú und fahren nach Copacabana, was ebenfalls am Titicaca-See liegt, aber auf der bolivianischen Seite. Diese Stadt ist ein Wallfahrtsort und ist somit viel gepflegter und ansprechender. Mittlerweile hat der Stadtteil von Rio de Janeiro, der nach diesem Wallfahrtsort benannt ist, einen höheren Bekanntheitsgrad. Unser Hotel ist auch ganz hübsch auf einem Berg angesiedelt, hat Hängematten und einen riesigen Garten. Wir laufen durch das Hippie-Zentrum der Stadt, es werden vegane Sandwiches und glutenfreie Brownies angeboten, bis hin zur Wallfahrtskirche. Dort gibt es eine Madonna mit dunkler Hautfarbe zu sehen, die fälschlicherweise die “schwarze Jungfrau” genannt wird. Generell haben sich die christianisierten eingeborenen Künstler in Lateinamerika viel künstlerische Freiheit bei der Gestaltung der Kirchen gelassen, wenn die Spanier nicht so genau hingeschaut haben. So gibt es nun Kirchen mit Meerschweinchen-Bildern an der Wand. Leider bleiben wir nur eine Nacht und am nächsten Morgen geht es nach einem Ausflug auf die Isla del Sol schon weiter.
La Paz, ich habe nicht viel Gutes über diese Stadt zu berichten. Sie liegt ebenfalls auf 3600m, ist ein riesiger stinkender Molloch und hat aus meiner Sicht nichts zu bieten. An dieser Stelle nochmal ein Hurra auf die Abgas-Gesetze in unserem Land! Ein Katalysator ist was Feines. Gute Luft zum Atmen sollte man nie nie unterschätzen!!! In La Paz fahren noch die ganzen alten Ami-Dreckschleudern und da die Stadt in einem Kessel liegt, kann man bergauf so richtig das Gaspedal durchtreten und schwarze Wolken aus dem Auspuff schleudern. Während der Rush Hour ist ein Spaziergang Selbstmord, es sei denn, man hat ein Sauerstoff-Gerät dabei. Im Süden der Stadt stehen die schönen Häuser der Reichen, der Rest ist zugebaut mit unfertigem, unverputztem. Oben, am Rand des Kessels liegt die Stadt El Alto, die demnächst auch die Millionengrenze erreichen wird und somit La Paz dann nach Einwohnerzahlen überholt. Wir haben mehrmals gefragt, ob in der Stadt wirklich nur 1 Million Menschen wohnen, da das einfach nicht vorstellbar ist, da alles bebaut ist, soweit das Auge reicht. Aufgrund der Erbeben in der Region dürfen Hochhäuser nur mit Sicherheitsvorkehrungen und nach Erdbebenstandard gebaut werden, daher gibt es davon nur ein paar. Ein Gutes hat die Stadt doch: wenn einmal ein Feuer ausbricht, dann hat sich das meistens selbst gelöscht, bevor es die Feuerwehr bis zum Brandherd geschafft hat. Ist ja nicht so viel Sauerstoff da.
Nach 3 Tagen La Paz geht es endlich weiter Richtung Salzwüste Uyuni. Nach 3h mit dem Bus und 7h mit dem Zug sind wir da. Am nächsten Morgen geht es in Jeeps mit je 5 Personen los. In den nächsten 2 Tagen sehen wir so viel atemberaubende Landschaft, dass man mit dem Fotografieren nicht hinterher kommt. Lagunen mit Pelikanen, blauem, grünem oder rotem Wasser, dampfende Geysire, Thermalquellen und natürlich die Salzwüste. Toll, was Bolivien da zu bieten hat (siehe Fotos). Wir fahren auch nochmal über einen 5000m Kamm und dann sind wir endlich fertig mit der Höhe.
Zu guter Letzt machen wir uns auf nach Chile. Die Jeeps bringen uns bis zur zugigen Landesgrenze und dort warten wir auf die chilenische Abholung. Klappt alles und wir können einreisen. San Pedro de Atacama ist ein entzückendes Dorf mitten in der Atacama Wüste. Unser Hotel ist etwas außerhalb, wir müssen 15 min zu Fuß auf einem Sandweg in “die Stadt” laufen. Im Dorfzentrum ist es wieder herrlich hippie-mäßig und ein Shop neben Restaurant, neben Shop, neben… Wisster schon. Auf nur 2400 m gelegen und herrlich warm fühlt sich das nun zum ersten Mal nach Urlaub an. 😀 Hier hätte ich es noch einen Tag länger ausgehalten. Bei jedem Gang in die Stadt begleiten einen die freilaufenden Hunde, die hier überall leben. Sie sind nicht aufdringlich, beißen nicht, bellen nicht, sondern laufen einfach nur neben einem her. Gut, sie sind nicht so ganz sauber, denn sie fressen den Müll auf den Straßen, aber sie sind doch recht angenehme Zeitgenossen und werden von allen geduldet. Am Nachmittag machen wir noch einen Ausflug ins Mondtal, mit seinen Sanddünen. Sehr beeindruckend, aber etwas überlaufen. An jedem Parkplatz stehen schon ein paar Busse und die Touris werden die Berge hochgescheucht…
Und nun sitze ich im Flieger nach Santiago, dem letzten Stopp der Reise. In 3 Tagen geht es wieder nach Hause, mit gemischten Gefühlen.
Die Fotos sind hier zu finden.