Sao Paulo reloaded
Nach 9 Tagen Brasilien komme ich am Flughafen endlich dazu, wieder mal einen Eintrag zu verfassen. Die zweite Geschäftsreise war anstrengender, aber auch unterhaltsamer, denn ich hatte noch einen deutschen Kollegen dabei. So verbrachten wir selten einen Abend im Hotel und haben es uns gut gehen lassen. Viel zu viel haben wir gegessen, zweimal täglich ein üppiges Mal und natürlich Fleisch in rohen Mengen. Ich freue mich fast auf die “leichte Kost”, die mich in Deutschland wieder erwartet… und Brot und vegetarische Gerichte…
Die brasilianischen Kollegen sprachen immer von einer Happy Hour, zu der sie in eine bestimmte Bar gehen wollten. Wir kamen dort vorbei und fanden keinen Hinweis zur Happy Hour. Irgendwann klärte uns dann jemand auf, dass “Happy Hour” hier keine deutsche Happy Hour mit speziellen Preisen ist, sondern es heißt, dass man im Kollegenkreis direkt nach der Arbeit für 1-2 h etwas trinken geht. Ahaa. So ohne Abendessen knallt der Cachaca aber auch besser! Übrigens sind alle total stolz auf Ihre Zero-Tolerance (Null-Toleranz) bei Alkohol am Steuer. Das erzählt jeder Brasilianer, das dritte Bier in der einen Hand und den Autoschlüssel in der anderen Hand. 😉
Übrigens habe ich heute nicht nen kleinen Jungen mit nem Radio neben mir sitzen, sondern nen großen Jungen mit nem Smartphone, auf dem er das Spiel zwischen Madrid und Dortmund verfolgt. Solange er jubelt, ist ja alles gut.
Ein besonderer Bonus bei dieser Reise war, dass auch ein Wochenende dazu gehörte und wir etwas vom normalen Leben in Sao Paulo mitbekommen haben. Samstag und Sonntag wurden wir von den Kollegen hofiert, haben ein schickes Appartment in einem gesicherten Wohnkomplex bestaunt, waren in einem Park, sind auf der Avenida Paulista spaziert und haben das ein oder andere Museum besucht. Im Mercado Municipal (große Markthalle) haben wir 45 min Schlange gestanden, um die berühmten Mortadella-Sandwiches zu kosten. Gegen Abend waren wir noch auf einem etwas höher gelegenen Berg am Rand von Sao Paulo, um uns die Stadt mal von oben anzuschauen. Auf dem Weg dorthin fuhren wir durch einige Favelas und uns war etwas mulmig zumute. Oben angekommen offenbarte sich das ganze Ausmaß der städtebaulichen Herausforderung… unglaublich. Hochhäuser, so weit das Auge reicht! Und dazwischen die bunten Favela-Häuschen. Eine total verrückte Stadt. Von da oben hätte man auch einen tollen Sonnenuntergang bestaunen können, aber der brasilianische Kollege sagte, dass dieser Ort “nicht so ganz sicher” wäre und so fuhren wir wieder zurück. Einen Tag später erzählte man uns dann, dass dieser Kollege schon 3 mal in Sao Paulo überfallen wurde, das letzte Mal vor 3 Wochen, als man 2 Pistolen auf ihn richtete und ihn bat, aus seinem Auto auszusteigen. Äh, ja, gut, dass wir das nicht vorher wussten.
So, Dortmund hat gewonnen. Schön. Die Crew lief gerade vorbei, dann wird es ja bald losgehen.
Uns wurde gerade noch ein wunderbarer Sonnenuntergang präsentiert, schade, dass hier auf dem Flughafen keine Cocktails serviert werden. Wir haben Caipirinhas in allen Varianten probiert und ich muss sagen, mein Favorit ist Maracuja mit Sake. Oder Erdbeeren mit Sake. Oder rote Beeren mit Sake.
Was wird mir fehlen? Der Schlendergang, die relaxte Stimmung, die Brigadeiros, die Kaffeerituale nach dem Mittag. Was mir nicht fehlen wird, ist, dass alle gleichzeitig und sehr laut reden und das viele Fleisch…
Aber, Brasilien, ich komme irgendwann nochmal wieder und schaue mir das Land an! Obrigada!